Amtliche Mitteilungen | 12.11.2025
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
diesen Sonntag versammeln wir uns in Zaberfeld zum diesjährigen Volkstrauertag. Wir kommen zur Ruhe und gedenken all derer, die für uns, unsere Familien und unser Land ihr Leben lassen mussten. Wir erinnern an all das, was sie für uns riskierten und schauen zurück auf ihre unvorstellbaren Opfer, die sie erbrachten. Der Volkstrauertag soll ihnen die mehr als verdiente Anerkennung und Dankbarkeit unsererseits erweisen.
Gleichzeitig soll er aber auch aufwecken.
Noch immer andauernde Kriege in der Ukraine, in Israel und dem Rest der Welt, ohne Perspektive auf langfristigen und nachhaltigen Frieden. Noch immer müssen tausende Menschen jährlich sterben. Noch immer nutzen wenige Menschen in Machtpositionen jene Macht aus, um noch mehr davon zu erhalten – ohne Rücksicht auf ihr Volk. Ohne Rücksicht auf ihr Leben. Täglich sieht man beunruhigende Bilder in der Presse, die die umkämpften Gebiete, zerstörten Städte und leidtragenden Menschen zeigen. Täglich wird man mit dem Leid dieser Welt konfrontiert.
Der Volkstrauertag ist aktueller denn je.
Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt? Entwickeln sich die Menschen nicht weiter?
Diese Fragen lassen uns darüber nachdenken, welchen Sinn der Volkstrauertag hat und wieso er abgehalten wird.
Vor über 100 Jahren, am 05. März 1922, fand der erste Volkstrauertag statt. Ein Tag, um auf die Toten und Leidtragenden des ersten Weltkrieges zu schauen. Schon damals ein Tag, um ihnen Respekt zu zollen und um Solidarität zu erweisen. Solidarität derer gegenüber, die etwas im Krieg verloren haben – die jemanden verloren haben.
Der damalige Reichstagspräsident und SPD-Abgeordnete Paul Löbe hielt damals eine im In- und Ausland viel beachtete Rede:
„Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet Abkehr vom Hass, bedeutet Hinkehr zur Liebe, und unsere Welt hat die Liebe not ...“
Er stellt dem Leid, dem Hass, den Verlorenen die Liebe entgegen. Die Liebe, die unsere Welt braucht. Die Liebe, die notwendig ist.
Einen Weltkrieg und etliche andere, ebenfalls sehr tragische Kriege und Konflikte später wird der Volkstrauertag noch immer begangen. Ein Tag, an dem an immer mehr Menschen gedacht werden muss. An dem immer mehr sichtbar wird, wie notwendig diese Liebe wirklich ist. Eine Liebe, die mit Frieden einhergeht.
In den letzten Jahren mussten wir schmerzhaft feststellen, wie wichtig und kostbar der Friede ist und wie schnell er bedroht sein kann. Er ist keine Selbstverständlichkeit. Er ist das Ergebnis von viel diplomatischer Arbeit, Kompromissfindung und Engagement. Er ist sehr fragil und Hass, Gewalt und Extremismus können ihn schnell erschüttern.
Doch, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger – lassen Sie sich nicht entmutigen. Die Zeiten sind hart. Wir wissen nicht, wie lange es noch so weitergeht. Wir wissen nicht, wann wieder mehr Frieden einkehren wird.
Aber wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Wir dürfen unser Leuchten – unsere Freude nicht verlieren. Lassen Sie uns ein Licht sein. Lassen Sie uns die Vergangenheit nicht vergessen und aus ihr lernen – in der Gewissheit, dass es besser werden kann. Dass es friedlicher werden kann.
Als Bürgermeisterin unserer Gemeinde möchte ich betonen, dass wir hier vor Ort einen Beitrag leisten können.
Lassen Sie uns unseren Mitmenschen in Nächstenliebe begegnen und lassen Sie diese Hoffnung ansteckend sein. Nur durch Respekt, Kompromisse und Verständigung kann Veränderung passieren. Und diese Veränderung beginnt im Kleinen. Im Freundeskreis, auf der Arbeit und in der Familie.
Aber am Volkstrauertag gedenken wir. Wir werden ein Licht anzünden für die, die ihr Leben aufgrund von Krieg und Gewaltherrschaft geben mussten.
Lassen Sie uns diese Lichter und für wen und was sie stehen nicht vergessen und selbst zu einem lebendigen Licht werden. So erweisen wir ihnen die meiste Ehre.
Ein Licht, das den Alltag und unser Umfeld, in dieser manchmal doch so dunkel scheinenden Welt erhellt. Ein Licht, das die Schatten von Gewaltherrschaft, Neid und Hass verdrängt.
Möge der Volkstrauertag uns daran erinnern, dass wir gemeinsam stark sind und dass wir die Verantwortung haben, eine Welt des Friedens und der Gerechtigkeit zu schaffen. Eine Welt, in der alle Menschen in Sicherheit leben können.
Ich lade Sie daher recht herzlich zur Gedenkveranstaltung ein.
Lassen Sie uns am Sonntag gemeinsam der Opfer von Krieg und Gewalt gedenken und uns verpflichten, für den Frieden einzutreten.
Lassen Sie uns den Mut haben, uns für eine bessere Welt einzusetzen.
Lassen Sie uns als Gemeinschaft zusammenstehen und ein Zeichen setzen.
Ihre
Diana Danner
Bürgermeisterin