Zu viel Lärm durch Autos und Motorräder: Immer wieder beschweren sich Bürger aus Zaberfeld und den Ortsteilen im Rathaus. Auch die Forderung nach Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten wird lauter. Die Gemeindeverwaltung hat deshalb die Ingenieur-Gesellschaft Verkehr (IGV) aus Stuttgart beauftragt, das Verkehrsgeschehen in Zaberfeld und an der Ehmetsklinge zu untersuchen und zu bewerten. Kernaussage des inzwischen vorliegenden Berichts: Die Verkehrsbelastung ist nicht zu hoch, für Maßnahmen wie Tempo 30 fehlt die Grundlage. 2015 hatte die Gemeinde einen Lärmaktionsplan aufgestellt, mit Verkehrszahlen der Jahre 2012/13. Für den Abschnitt mit der höchsten Belastung, die Weilerer Straße in Zaberfeld, wurden damals 5480 Kraftfahrzeuge in 24 Stunden errechnet. Das ist weit unterhalb des Schwellenwerts von 8200 Fahrzeugen, ab dem eine Kommune verpflichtet ist, Lärmschutzmaßnahmen zu ergreifen. Die IGV brauchte nun aktuelle Daten, um die Entwicklung beurteilen zu können. Die Verkehrszählung durch ihre Leute fand bei gutem Wetter am Dienstag, 12. Juli 2022, von 15 bis 19 Uhr, zur nachmittäglichen Hauptverkehrszeit statt. Im Blickpunkt: der Knoten Weilerer-, Haupt- und Häfnerhaslacher Straße. Dort wurden in 15-Minuten-Intervallen Mopeds, Krafträder und Pkw erfasst, Lieferfahrzeuge bis 3,5 Tonnen, Busse und Lkw. Um die Ergebnisse mit älteren Zahlen vergleichen zu können, mussten diese auf einen 24-Stunden-Wert, den durchschnittlichen Tagesverkehr für Werktage (DTVw), hochgerechnet werden. An den drei Querschnitten ergaben sich diese Ergebnisse: Hauptstraße 5816 Kraftfahrzeuge, Weilerer Straße 5612, Häfnerhaslacher Straße 1289. Die Querschnittsbelastung an der Weilerer Straße wird im Lärmaktionsplan mit 5480 Kfz angegeben. Die Straßenverkehrszählung der Bundesanstalt für Straßenwesen von 2015 wiederum weist einen DTVw von 5957 Kfz aus. Die 5612 Fahrzeuge vom Juli 2022 liegen also rund sechs Prozent unter diesem Wert. Auch die ermittelte Querschnittsbelastung an der Hauptstraße (5816 Kfz) liegt nahe an den Werten von 2015. Starke Abweichungen zeigen dagegen die Werte der Häfnerhaslacher Straße: 1289 Fahrzeugen vom Juli 2022 stehen 2500 Kfz aus dem Lärmaktionsplan 2015 gegenüber. Warum das so ist, kann die IGV nicht erklären. Möglicherweise sei der im Lärmaktionsplan angegebene Wert nur geschätzt. Insgesamt zeigt sich, dass die Verkehrsstärken leicht schwanken, aber nicht signifikant zugenommen haben. Und dass sie noch weit entfernt sind vom Schwellenwert des Lärmaktionsplans. Damit, so das Ingenieurbüro, dürfte Tempo 30 beim Landratsamt kaum durchsetzbar sein. Und diese Aussage gelte auch für die Ortsdurchfahrten Michelbach, Leonbronn und Ochsenburg. Dort wurden qualitative Verkehrsbeobachtungen gemacht, und zwar an einem Wochentag (8. September) und einem Sonntag (17. Juli) zwischen 15 und 18 Uhr. Ergebnis: Das Verkehrsaufkommen war laut IGV überall gering, so dass keine starken Lärmbelastungen zu verzeichnen waren. Bereits umgesetzte Maßnahmen zur Temporeduzierung in den Ortsdurchfahrten (Geschwindigkeitsanzeiger, Fahrbahnverengungen mit Baumbeeten, Parken am Straßenrand) reichen aus ihrer Sicht aus. Bei der Verkehrsbeobachtung an der Ehmetsklinge an einem sehr warmen Sonntag (17. Juli, 12 bis 16.30 Uhr) waren die drei Parkplätze ab etwa 14 Uhr voll belegt. Dennoch wurden im Bereich der Zufahrten keine Überlastungen festgestellt, es gab auch keine Rückstaus auf die Leonbronner Straße. Auf den Parkplätzen selbst zeigen bereits ergriffene Ordnungsmaßnahmen offenbar Wirkung. Kritisch ist nur eine Stelle am Ende der südlichen Fahrgasse von P1. Um Radler auf dem Zabergäuradweg vor rangierenden Pkw nicht zu schützen, schlägt die IGV vor, dort eine Durchfahrtsmöglichkeit zu den anderen Fahrgassen zu schaffen. Die Verwaltung hat bereits Kontakt mit dem Regierungspräsidium aufgenommen, um die Möglichkeiten einer Sanierung der in der Baulast des Landes stehenden Ortsdurchfahrt Zaberfeld und Einbau von Flüsterasphalt zu eruieren. Erste Gespräche finden nach einer bereits erfolgten Kamerabefahrung noch im November statt. Wir werden Sie weiter informieren.